Das 2023 vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) aufgelegte Förderprogramm „EFRE/JTF – Forschung InfraProNet 2021-2027“ verfolgt das Ziel, anwendungsorientierte Forschungsprojekte und -netzwerke zu fördern sowie den Ausbau und die Verbesserung von Forschungsinfrastrukturen zu unterstützen. Unter verschiedenen anderen universitären Projekten (u.a. auch ein Projekt der Biochemischen Zelltechnologie am BBZ) war auch der Antrag der Chemiker erfolgreich. Gegenstand des geförderten Projekts ist die Erforschung hybrider Wirkstoffe gegen multiresistente Bakterien.
Der Einsatz von Antibiotika hat sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin zu einer verstärkten Ausbreitung multiresistenter Bakterien geführt, welche insbesondere in Krankenhäusern zu Komplikationen mit zunehmender Letalität führen. Diese Problematik stellt derzeit eines der drängendsten klinischen Probleme weltweit dar, sodass bereits von einer „Post-Antibiotika-Phase“ gesprochen wird. Aktuell führt die Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien jährlich zum Tod von 1,3 Millionen Menschen.
Das Ziel des Projekts besteht in der Entwicklung und Untersuchung neuer bifunktioneller Hybridwirkstoffe zur Behandlung der besonders besorgniserregenden multiresistenten und panresistenten Bakterien. Im Rahmen dessen erfolgt eine Bewertung der Wirkstoffe hinsichtlich ihres klinischen Potenzials sowie eine Validierung in einem einfachen Infektionsmodell.
Um die Wahrscheinlichkeit einer Resistenzentwicklung zu reduzieren, setzen die Chemiker auf eine Kombination zweier antibakteriell wirksamer Verbindungen in Hybridwirkstoffen. Dies wird durch die synergistische Abtötung der Bakterien mittels zweier unterschiedlicher Wirkmechanismen erreicht. Da bisher klinisch nicht genutzte Substanzklassen kombiniert werden, lässt sich eine hohe Wirksamkeit gegen klinisch relevante resistente Bakterien ableiten. Im Speziellen werden Bakterien der „ESKAPEE“-Gruppe adressiert, welche weltweit für mehr als 80 % der Todesfälle durch Antibiotikaresistenz verantwortlich sind.
Dazu zählen Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa, Enterobacteriaceae und Escherichia coli.